Harman Phoenix II + C-41 Selbstansatz = Rückkehr zur Farbfotografie?
Vor ca. 5 Jahren belichtete ich den letzten Farbfilm mit meinen analogen Kameras. Reduktion auf Schwarz-Weiß, insbesondere dem Positivprozess. Film wurde immer teurer, mit dem Verschwinden von Tetenal und den damaligen C-41-Kits wurde die Verarbeitung nicht einfacher und mein Plustek 120 Filmscanner war bei Farbe nie besonders gut – wegen Sensorproblemen, die Farbstreifen verursachten. Also wurde Farbe an den Nagel gehängt.
Und dann? Dann kam Harman mit dem Phoenix auf den Markt – etwas später folgte der Phoenix II und mit diesem ließ ich mich ein, das Abenteuer Farbfotografie auf Film neu zu entdecken. Wenn schon ein Experiment, dann aber gleich richtig, und so war es ein Test mehrerer Faktoren und Änderungen im Prozess:
– Neuer Film, etwas experimentell
– Entwicklung im aus Rohchemie selbst zusammengemischten C-41-Entwickler. Damit kann ich den Entwickler künftig One-Shot zusammenmischen in der benötigten Menge und der Ansatz ist immer frisch. Obendrein ist es viel billiger, als die fertigen Pakete (mit begrenzter Lagerzeit) zu kaufen – und sie womöglich gar nicht voll auszureizen
– Abkehr vom Scannen und Digitalisieren mit meiner Fuji X-T5 und dem Valoi360-System (viel, viel schneller!)
– Ich hatte immer noch eine Windows-Installation am Laufen, weil der Scanner nur unter Windows funktionierte. Mittlerweile nutze ich aber Adobe auch nicht mehr und bin quasi nur mehr auf Linux unterwegs, also Umstellung auf FilmLab zur Negativkonvertierung und GIMP + ART RawConverter zur Bearbeitung
Den neuen Film, Harman Phoenix II, soeben frisch erhalten, spannte ich ihn spontan auch schon in meine Yashica 124G ein, um einen schönen sonnigen Herbstnachmittag für die Tests zu nutzen im Rahmen eines Spaziergangs. Ziel war, ein paar verschiedene Lichtsituationen und Kontrastsituationen zu testen und den Film voll zu bekommen. Der künstlerische Anspruch trat in den Hintergrund.
Dann folgte der spannende Teil: Die Entwicklung! Ob das was wird..? Entwickleransatz mit Mikrometerwaage. 0,1%ige Lösung an Kaliumjodid erstellen und nochmals weiterverdünnen. Messen, checken, prüfen, rühren – und dann entwickeln. Und siehe da: Es war was zu sehen! Große Erleichterung! Experiment geglückt – ich kann nicht nur meine S/W-Chemie selbst zusammenrühren, nein, auch Farbe funktioniert!
Die Konvertierung mit FilmLab (über Wine installiert – die Linux-Beta tut bei mir nicht so wie sie soll…) war so eine Sache – es gibt kein Preset für den Film. Am besten funktionierte die Einstellung “Clear Base”. Dann noch mit ART (ein RawTherapee-Fork) farblich und im Kontrast nachbearbeitet – fertig.
Und die Ergebnisse? Hier gibt’s die 12 Fotos meiner ersten Farbfilmrolle in 5 Jahren:












Ich muss ehrlich sagen: Ich bin begeistert. Die Bearbeitung war eher “quick and dirty” mit Minimalaufwand, aber das, was dabei rauskam, gefällt mir schon recht gut.
Der Harman Phoenix II erscheint mir von mittlerem Korn und Schärfe mit eher steilem Kontrast. Das Fehlen der Antihalationsschicht in den Spitzlichtern ist im 120er-Format durch das Papier-Backing nicht wirklich auffällig (siehe insbesondere letztes Bild). Die Schattenzeichnung ist OK – wobei in den Negativen mehr steckt als die Bilder erahnen lassen – die Schatten haben in meinem Fall einen deutlichen Grünstich beim Verstärken, da muss ich noch am Workflow arbeiten.
Insgesamt kann ich sagen: Experiment geglückt! Bei solchen herbstlichen Lichtverhältnissen macht Farbe schon (wieder) Spaß. Ich kann mir durchaus vorstellen, künftig den ein oder anderen Harman Phoenix II (oder Nachfolger) zu belichten, insbesondere im Mittelformat zur entschleunigten, bewussten Fotografie. Schön auch zu sehen, dass das Selbstanmischen von C-41-Chemie einwandfrei funktioniert. Damit bin ich für künftige, spontane Aktionen gerüstet.
Kommen die Zeiten von Portra 400 zurück, meinem früheren Haus-und-Hof-Film? Eher nicht… ein Preis Richtung 25€ für eine Rolle im KB-Format sind mir dann doch zu ambitioniert, um Dinge auf Film zu schießen, die ich mit meiner X-T5 auch digital fotografieren kann. Darüber hinaus mag ich auch einfach die monochrome Duka-Arbeit zu gern – gerade jetzt wo die Tage kürzer und grauer werden – und der Spaß in der Dunkelkammer kann digital einfach durch nichts ersetzt werden…
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