Eingetestet: HP5+ in HC 110
Einer meiner Lieblingsfilme, wenn nicht sogar mein hauptächlich genutzter Film schlechthin, ist der HP5+ von Ilford/Harman. Es ist ein sehr gutmütiger Film, der viel verzeiht und dennoch gut kontrollierbar ist, ein angenehmes Korn und gute Schärfe besitzt und mir von der Tonwertumsetzung her gut gefällt. Deshalb war es auch mein erster Film, den ich auf meinen Standardentwickler, HC110 von Kodak, eingetestet habe. Nachdem ich mich intensiv mit dem Zonensystem und der Spotbelichtungsmessung auseinander gesetzt hatte, welche auch bei 35mm und Mittelformat ihre Berechtigung und Anwendungsgebiete haben, war schnell klar, dass nur ein auf den eigenen Prozess eingetesteter Film optimale Ergebnisse bringen kann. Das Eintesten war deshalb nötig geworden, weil mir die Negative immer zu flau erschienen und ich ständig auf Gradation 4, teilweise sogar 5, ausbelichten musste. Dies selbst bei 20% (und mehr) verlängerten Entwicklungszeiten gegenüber Herstellerangabe.
Eine erste Belichtungsreihe in Drittelstufen ergab sehr schnell, dass der HP5+ in HC110 seine Nennempfindlichkeit bei weitem nicht erreicht. Die effektive Empfindlichkeit (definiert durch Zone 1 bei 0,1 logD über Filmbasis+Schleier) liegt bei ASA200 anstatt der Herstellerangabe ASA400. Ein Blick in die Datenblätter offenbart auch, dass die ASA400-Angabe des Herstellers lediglich eine praktische Empfehlung ist. Man muss nur in die Bücher der alten Meister wie Ansel Adams blicken um festzustellen, dass die meisten Filme in der Praxis eine Empfindlichkeit erreichen, die 2/3 bis 1 Blende geringer als der Verpackungsaufdruck ist. In der Praxis wird dies bei eventuell geringen Motivkontrasten schnell zum Problem und man landet beim Vergrößern bei den hohen Gradationen, die oft grobkörniger und weniger fein abgestuft sind als die mittleren, “normalen” Gradationen. Weiters kann man das Zonensystem nach Ansel Adams nicht einsetzen, wenn man von einer falschen Filmempfindlichkeit ausgeht.
Die Tests, um die Entwicklungszeit festzulegen, wurden mit meinem Diffusorvergrößerer (M707) als Zielgerät durchgeführt. Die densitometrische Messung wurde mit meinem Analyser Pro von RH Designs durchgeführt, entspricht also den Endwerten, wie sie am Ende des optischen Systems des Vergrößerers am Grundbrett ankommen.
Die nachstehend präsentierten Werte sind sicher nicht für jeden 1:1 übernehmbar. Die Eichung/Abweichung/Genauigkeit des Thermometers oder Flüssigkeitsmessbechers, Wasserhärte und Mineralgehalt des Wassers, all dies und noch mehr übt seinen Einfluss auf die Filmentwicklung aus. Dennoch sollten meine Werte einen guten Ausgangspunkt für eigene Tests darstellen, gerade die Filmempfindlichkeit von ASA200 wird in der Praxis mit diesem Film und diesem Entwickler unter allen Bedingungen gleich sein, da sich die Empfindlichkeit der Filme nicht über die Entwicklungszeit beeinflussen lässt – die Entwicklungsdauer steuert (vereinfacht wiedergegeben) nur die Gradation, also die Dichte der mittleren Tonwerte und Lichter.
Hier nun meine eingetesteten Entwicklungsangaben:
Film: Ilford HP5+ (in 120 und 135 Konfektionierung)
Entwickler: Kodak HC110, Verdünnung B (1+31)*
Temperatur: 20°C
Erstspülung mit Wasser vor der Entwicklung: Nein
Entwicklungszeit: 5 Minuten 45 Sekunden**
Kipprhythmus: 30 Sekunden zu Beginn, danach zur vollen Minute innert 10 Sekunden 3x sanft kippen
Timer: Start nach Einfüllen des Entwicklers, Auskippen des Entwicklers nach Timerablauf
Stoppbad: Keines, dreimaliger Frischwasserwechsel
Fixieren: Schnellfixierbad nach Anleitung
*Andere Verdünnungen sollten in der Entwicklungszeit äquivalent zum Verdünnugnsverhältnis angepasst verwendbar sein, dies wurde aber nicht getestet, da Verdünnung B meiner Meinung nach die besten Ergebnisse mit diesem Film bringt.
**Zum Vergleich: Die Herstellerangabe von Ilford für HC110 B liegt bei 5 Minuten für ASA400, was bei mir zu unterbelichteten und stark unterentwickelten Negativen führte!
Zum Schluss noch eine Grafik mit den Messwerten, welche diese Entwicklung ergibt. Zonen 0 bis II in 1/3-Stufen, danach ganze Blendenstufen.
Anhand der Grafik sieht man auch deutlich, dass der Film im unteren Bereich sehr langsam und gemächlich ansteigt. In der Praxis hat man mit diesem Film nach unten hin etwas Luft und bekommt in den Schatten nicht so schnell Probleme mit “Absaufen” wie bei manch anderen Filmen, die in diesem Bereich steiler sind. Man kann den HP5+ auch gut pushen, ohne sofort jegliche Schattenzeichnung zu verlieren – meiner Erfahrung nach hat er beim Push bei ASA800 oder 1600 sogar eine bessere Schattenzeichnung als der “Erzrivale” Tri-X von Kodak.
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